Aktuell profilieren sich stabile Netze, leistungsfähige Cloudlösungen und eine zuverlässige digitale Infrastruktur als Rückgrat des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens in Deutschland. Die Rahmenbedingungen für die Branche sind im europäischen und internationalen Vergleich nachteilig, um nicht zu sagen: erschwert.

COVID-19-Pandemie macht es offensichtlich: Datacenter sind systemrelevant, sollten entsprechend anerkannt und gefördert werden

Digitale Souveränität Deutschlands sichern

Die COVID-19-Pandemie schränkt das öffentliche Leben in erheblichem Maße ein. Staatlich verordnete Kontaktverbote, Ausgangseinschränkungen, Schulschließungen und Empfehlungen zum Homeoffice verlagern viele Bereiche hauptsächlich ins Digitale. Die Netze sind stabil, die digitalen Infrastrukturen halten den höheren Belastungen Stand.

Datacenter sind systemrelevant

Dass Datacenter für das Funktionieren der Gesellschaft, der Wirtschaft und der öffentlichen Ordnung wesentlich sind, wird in diesen Krisenzeiten einmal mehr augenscheinlich. Datacenter sind systemrelevant, nicht unbedingt erst ab 5 MW IT-Leistung / Jahr, wie es die KRITIS-Definition bewertet. Santa Clara und Großbritannien deklarieren anlässlich der Corona-Pandemie Angestellte von Datacentern explizit als systemrelevant – verbunden mit dem Recht auf Kinderbetreuung und trotz Ausgangsbeschränkung zur Arbeit gehen zu dürfen. Europaweit ist die Datacenter Branche seitens der Regierung nicht offiziell als Teil Kritischer Infrastrukur anerkannt. Der GDA-Kooperationspartner Dutch Data Center Association, verfolgt gemeinsam mit der European Data Centre Association das Ziel, dass der Datacenter-Sektor insgesamt als Crucial Industry anerkannt wird.

Nachteilige Bedingungen im internationalen Vergleich

Im Gegensatz zum hohen Wert für die Gesellschaft stehen explizit in Deutschland die Rahmenbedingungen, mit denen sich die Branche konfrontiert sieht. Deutsche Rechenzentren sind sicher, zuverlässig und nachhaltig konzipiert. Wissenschaft, Forschung und Designer sind stets bestrebt, Datacenter noch energieeffizenter zu planen. Während andere Regierungen Europas proaktiv die Rahmenbedingungen für die Rechenzentrum-Branche verbessern (bspw. Norwegen), müssen Betreiber deutscher Rechenzentren – im Gegensatz zu anderen energieintensiven Industrien – die volle EEG-Umlage auf den verbrauchten Strom zahlen. "Mit dem Argument, dass Dienstleistungen, die in Rechenzentren erbracht werden – anders als der produzierende Sektor – nicht im internationalen Wettbewerb stünden," erläutert Jens Peter Müller, stellvertretender Vorsitzender der GERMAN DATACENTER ASSOCIATION.

Während sich die Grundpreise für Strom europaweit ähneln, sind die Stromkosten deutscher Rechenzentren durch Steuern, Abgaben und Netzentgelte bis zu sechsmal höher als die der europäischen Mitbewerber. Strom macht bei deutschen Rechenzentren etwa 50% der Betriebskosten aus. Das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Rechenzentren immens.

Müller fürchtet einen Dienstleistungs- und Datenabfluss ins Ausland: "Jeder Mittelständler wird sich nach Corona aktiv Gedanken über seine Digital Strategy und Digital Readyness machen müssen. Wenn dadurch jedoch die Stromkosten für das Rechenzentrum im Falle einer Auslagerung aus einem selbstbetriebenen RZ in ein Colo-RZ explodieren, wird er Plattform-Angebote der US-Provider gegebenenfalls vorziehen. Das ist dann doch wieder der internationale Wettbewerb – mit ungleichen Vorzeichen."

Digitale Souveränität unabdingbar

Eine Unabhängigkeit von ausländischen Internetunternehmen empfiehlt sich in jedem Fall, ist doch die Kontrolle über Datenschutz und IT-Sicherheit im eigenen Land am höchsten.

Diese digitale Souveränität gilt es mit verbesserten Rahmenbedingungen für Datacenterbetreiber in Deutschland zu stärken.

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