GDA empfiehlt Fokus auf Nachhaltigkeit und Beachtung des rechtlichen Rahmens, damit bestehende Investitionen durch neue Leitlinien nicht gefährdet werden.
Frankfurt, 16.06.2023. An diesem Dienstag hatte die Stadt Frankfurt am Main die Rechenzentrums-Branche zum Dialog geladen, um die neuen „Leitlinien für Bau und Einrichtung neuer Rechenzentren in Frankfurt am Main“ zu diskutieren. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Stadtplanung, Klimareferat und Wirtschaftsförderung hatte den Entwurf der Leitlinien als Ergänzung des Gewerbeflächenentwicklungsplans entwickelt. Ansgar Roese, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Frankfurt am Main und Teil der interdisziplinären Arbeitsgruppe, hat bei dem Arbeitstreffen am Dienstag zugestimmt, den Prozess durch Arbeitsgruppen mit Mitgliedern der Branche zu begleiten.
Die German Datacenter Association (GDA), der Verband der Rechenzentrumsbetreiber, befürwortet die Zusage der Stadt Frankfurt am Main die Branche bei der Entwicklung der Leitlinien für den Bau neuer Rechenzentren einzubinden. „Nachdem der Gewerbeflächenentwicklungsplan noch ohne die Expertise der Rechenzentrumsbetreiber verabschiedet wurde, freuen wir uns nun auf den konstruktiven Dialog zu den Leitlinien“, erklärt Anna Klaft, Vorsitzende der GDA.
Einige Inhalte des Leitlinien-Entwurfs sind sinnvoll und werden von der Branche aus Eigeninitiative bereits umgesetzt, andere erfordern Anpassungen an bestehende gesetzliche, infrastrukturelle und technische Rahmenbedingungen. „Wir sind gerne bereit, im Rahmen von Arbeitsgruppen aus der Industrie zu unterstützen und die Vorgaben im Sinne einer realistischen Umsetzbarkeit anzupassen“, so Anna Klaft.
In dem Entwurf der Leitlinien werden Forderungen und Empfehlungen formuliert, die als Richtschnur für Bauleitplanverfahren, Bauberatungen, Verträge und das allgemeine Handeln der Stadtverwaltung fungieren, um Rechenzentren stadtraum- und klimaverträglich zu integrieren. Darüber hinaus enthalten sie Kriterien zum nachhaltigen Handeln bei Planung, Bau und Betrieb von Rechenzentren. Ziel ist es, Standards für die städtebauliche Qualität von Rechenzentren sowie deren nachhaltige ressourcensparende Bewirtschaftung sicherzustellen, die bei künftigen Entwicklungen zu beachten sind.
Leitlinien widersprechen zum Teil rechtlichem Rahmen und bestehenden Vorgaben
Einige Anforderungen widersprechen jedoch sowohl der Bauleitplanung der Stadt Frankfurt sowie dem rechtlich gesetzten Rahmen gemäß den Vorgaben für kritische Infrastrukturen durch das Bundesamt für die Sicherheit in der IT (BSI). Dazu zählen zum Beispiel Zaunhöhen, die Durchwegung mit Parkflächen oder die Mischnutzung durch Arztpraxen, Büros und Parkhäuser.
GDA fordert Abwärmekonzept mit Nachhaltigkeitsfokus
Die Leitlinien verschärfen die Anforderungen zur Abwärmenutzung der Energie-Effizienz-Richtlinie auf europäischer und das Energieeffizienzgesetz auf Bundesebene und schaffen einen zusätzlichen rechtlichen Rahmen. In Verbindung mit dem Gewerbeflächenentwicklungsplan sind diese Auflagen jedoch nicht realisierbar.
„Leider widerspricht der Gewerbeflächenentwicklungsplan der Stadt Frankfurt den Plänen für Abwärmenutzung und fördert sogenannte Cluster, wo es bereits viele Rechenzentren gibt“, so Anna Klaft. „Die Stadt sollte sich jedoch zu einem Abwärmekonzept bekennen, das auch dezentrale Standorte außerhalb der Cluster zulässt. Denn Abwärme wird vor allem in anderen Stadtteilen gebraucht. Hier sollte die Nachhaltigkeit über allem stehen.“
„Bereits getätigte Investitionen dürfen nicht gefährdet werden“
Die GDA steht für einen konstruktiven Austausch zur Verfügung und unterstützt die fachliche Zuarbeit von Arbeitsgruppen. „Wir haben großes Interesse daran, dass diese Leitlinien realistisch umsetzbar gestaltet werden und die Rechenzentrums-Betreiber, die bereits Investitionen im Raum Frankfurt getätigt haben, bei ihren Bauvorhaben nicht ausgebremst werden“, sagt Anna Klaft und gibt zu bedenken: „Ausländische Investoren verstehen Leitlinien als bindend und sehen möglicherweise bei umfänglichen Einschränkungen von einer Ansiedlung im Raum Frankfurt ab.“
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