Aktuell werden im BMWK zwei Gesetzesentwürfe erarbeitet, die energiepolitische Rahmenbedingungen betreffen: Das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) und das Gesetz zur Einführung einer Strompreisbremse. Die Wahrnehmung und Berücksichtigung der Rechenzentrumsbranche ist in diesem Zusammenhang höchst unterschiedlich.

Sind Rechenzentren energieintensiv – oder nicht?

Aktuell werden im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zwei Gesetzesentwürfe erarbeitet, die energiepolitische Rahmenbedingungen betreffen: Das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) und das Gesetz zur Einführung einer Strompreisbremse. Die Wahrnehmung und Berücksichtigung der Rechenzentrumsbranche ist in diesem Zusammenhang höchst unterschiedlich. So werden Rechenzentren aufgrund ihres hohen Strombedarfs im EnEfG-Entwurf mit expliziten Auflagen adressiert. Der kürzlich veröffentlichte Entwurf einer Strompreisbremse jedoch berücksichtigt den energieintensiven Rechenzentrumssektor nicht.

Freiwilligen Effizienzbemühungen wird nicht Rechnung getragen

Rechenzentren-Betreiber haben in den letzten 10 Jahren einige Bemühungen unternommen, ihre Anlagen immer effizienter zu gestalten. Ein Engagement, das sich auszahlt: Pro Gigabit verarbeiteter Daten benötigen Rechenzentren inzwischen zwölf Mal weniger Strom als noch im Jahr 2010. „Doch diese freiwilligen Anstrengungen werden in der aktuellen Diskussion nicht adäquat berücksichtigt“, sagt Oliver Schiebel, Vorstandsmitglied der German Datacenter Association (GDA). „Wurden Rechenzentren zu Zeiten der Erneuerbaren-Energien-Umlage nicht als stromintensives Gewerbe klassifiziert und ihren Betreibern somit keine Ermäßigung dieser Umlage zuteil, werden Rechenzentren aus Sicht der Branche nun abermals einseitig belastet“, ergänzt Peter Pohlschröder, stellvertretender Vorsitzender des GDA-Vorstands.  

Während andere energieintensive Branchen im Entwurf des Energieeffizienz-Gesetz nicht explizit mit Auflagen adressiert werden, widmet sich der Energieeffizienz in Rechenzentren sogar ein eigener Abschnitt mit detaillierten Angaben zu Effizienzzielen. Dabei ist Energieeffizienz in der Branche auch Selbstzweck: Die Kosten für Strom machen bis zu 50% der Betriebsausgaben von deutschen Rechenzentren aus.

Ausufernde Strompreise belasten die Rechenzentrumsbranche 

Obwohl die Grundpreise für Strom europaweit ähnlich sind, gehören die Stromkosten deutscher Rechenzentren aufgrund von Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelten seit Jahren zu den höchsten in Europa. Zwar entlastet der Wegfall der EEG-Umlage – doch ist die energieintensive Branche von den steigenden Preisen infolge der Energiekrise ganz besonders betroffen.

Umso fragwürdiger ist, warum die Rechenzentrumsbranche in dem Gesetz zur Einführung einer Strompreisbremse nicht besonders berücksichtigt wird. „Für eine digitale Souveränität Deutschlands ist es unerlässlich, dass die Maßnahmen zur Entlastung von steigenden Energiepreisen auch die Betreiber von Rechenzentren berücksichtigen“, sagt GDA-Vorstandsvorsitzende Anna Klaft. „Andernfalls könne der Standort Deutschland für die Branche zunehmend an Attraktivität verlieren. Eine Abwanderung ins Ausland wäre die Folge.“

Bemühungen um Nachhaltigkeit und Effizienz werden konterkariert

Selbst wenn die Rechenzentrumsbranche bei den Entlastungen explizit berücksichtigt würde, wären neue Rechenzentren, die sich aktuell noch in der Planung oder im Bau befinden, abermals exkludiert: Da sie ihren Betrieb erst in der Zukunft aufnehmen, liegen keine Daten zur „historischen Netzentnahme“ vor. Diese ist jedoch maßgebend für die Höhe des vergünstigten Energiepreises.

Diese besonders energieeffizient gestalteten und von Beginn an nachhaltig gedachten Rechenzentren würden also nicht von den Maßnahmen der Strompreisbremse profitieren und könnten in der Folge nicht wirtschaftlich betrieben werden. Sie hätten im Wettbewerb das Nachsehen gegenüber beispielsweise dem unternehmenseigenen Rechenzentrum im Industriebetrieb, welches bei weitem nicht so effizient wie eine hochspezialisierte Colocation-Umgebung betrieben wird. „Nachhaltigkeit würde hier im Keim erstickt“, gibt Oliver Schiebel zu Bedenken.

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