Die Trends der kommenden Jahre und die sich wandelnde Bedeutung von Rechenzentren im Spannungsfeld von steigendem Datenvolumen, der Weiterentwicklung latenzsensitiver Devices, 5G-Ausbau und Cloud Computing erörterten Datacenter-Experten auf dem vierten GDA Net[t]work Talk Ende Oktober.

GDA Net[t]work Talk #5: Digitalisierung erfordert mehr Edge Datacenter

Digitalisierung erfordert mehr Edge Datacenter

„A new digital era has started,“ begann Thomas King, Chief Technology Officer bei DE-CIX, seine Ausführungen zur wachsenden Bedeutung der Interconnection. „Die Corona-Pandemie war ein Treiber der Digitalisierung in allen Lebensbereichen“, das zeichne sich beim gesteigerten Datenvolumen ab, das es zu transportieren und verarbeiten gilt, aber auch und vor allem bei der Zunahme in der Nutzung latenzsensitiver Devices wie Videokonferenz-Tools, Streaming-Diensten oder IoT-Anwendungen. Die gesteigerte Latenzsensitivität wiederum erfordere eine höhere Interconnection in den Rechenzentren. Waren in der Vergangenheit in erster Linie die großen Stakeholder der Digitalwirtschaft die Kunden des Interconnection-Anbieters, sieht Thomas King eine gesteigertes Interesse von Kunden aus Telekommunikations-fernen Branchen, denn „Digitalisierung erfordert Interconnection“.

Eine Transformation der Kundenanforderungen durch die voranschreitende Digitalisierung und die gesteigerte Nutzung latenzsensitiver Dienste beobachtet auch Arif Polat, Market Development Manager bei ITENOS: Vom klassischen, zentralisierten Colocation-Szenario hin zur Edge, weg von Power & Rack-Verträgen hin zum One-Stop-Shop für alle Services im Datacenter. Datacenter-Kunden wünschen sich skalierbarere Lösungen, flexiblere und kürzere Lieferzeiten.

Samir Delic, Country Manager Switzerland bei Vertiv, erwartet ein massives Wachstum des Edge-Sektors und zitierte hierzu den jüngst veröffentlichten Report Edge Achetypes 2.0, der prognostiziert, dass die Anzahl der Edge-Standorte bis 2025 um 226% zunehmen wird (im Vergleich zum Stand 2019). Nicht nur die Zunahme des Cloud Computing mache eine Datenverarbeitung notwendig, die näher am Ort der Entstehung liege. Er unterteilte die Anwendungsfälle für Edge-Rechenzentren in vier Szenarien: Eine hohe Latenzsensitivität weisen Anwendungen auf, die menschlicher oder maschineller Interaktion unterliegen, gesundheits- oder sicherheitskritisch sind, und solche, die ein hohes Datenvolumen produzieren, dessen Transport unwirtschaftlich wäre oder zu weiteren Verzögerungen führen würde. Auch die Infrastrukturmodelle lassen sich in vier Typen unterteilen: das Spektrum reiche von der Geräte-Edge, über eine Micro-Edge mit bis zu 4 Racks und einem verteilten Edge-Rechenzentrum mit einer Leistung bis 200kW bis hin zum regionalen Edge-Rechenzentrum in Tier-2 und Tier-3-Städten.

Olaf Dallmer, Managing Director bei TTSP HWP Consultants, sieht weiterhin einen starken Ausbau im Bereich der Hyper-Scale-Rechenzentren – raus aus den Regionen, hin zur Edge, um Strukturen in der Fläche zu schaffen. Ein integraler und nachhaltiger Planungsansatz sei hierbei verstärkt erforderlich, um auch die Akzeptanz von Rechenzentren „vor der Tür“ zu gewährleisten und zu steigern: Der Fokus muss in den kommenden Jahren vor allem auf innovativen Lösungen zur gesicherten und nachhaltigen Stromversorgung liegen.

5G-Ausbau als Katalysator für Edge Datacenter

In der sich anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Jens Peter Müller, Managing Director Germany bei Iron Mountain und Vorstandsmitglied der German Datacenter Association, bewerteten die Experten den voranschreitenden Ausbau des 5G-Netzes einhellig als Katalysator für den Trend hin zu mehr Edge-Rechenzentren.

Für die Erschließung neuer Standorte kommen in Deutschland, so Thomas King, grundsätzlich alle Metropolregionen Deutschlands in Frage. Entscheidende Faktoren für den Ausbau der Interconnection sind eine entsprechende Bevölkerungsdichte, die Qualität bereits vorhandener Konnektivität und ein liberalisierter Markt.

 


 

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