Geballten Input, lebhafte Diskussionen und zahlreiche Denk-Impulse zum Wechselspiel zwischen Energie und Nachhaltigkeit im Digital-Sektor bot der GDA Net[t]work Talk am 30. September 2021. 85 Teilnehmer nahmen das Gesprächsangebot der GDA dankbar an – sehr zur Freude von Anna Klaft, der Vorstandsvorsitzenden der GDA: „Die vielfältigen Herausforderungen nachhaltiger Digitalisierung lassen sich nur im branchenübergreifenden Dialog ganzheitlich verstehen.“ Umso erfreulicher war zu sehen, dass sich Vertreter verschiedenster Branchen aus der gesamten Wertschöpfungskette Digitaler Infrastrukturen in Frankfurt zusammengefunden hatten. Exklusive Einblicke von Brancheninsidern in realisierte Projekte gaben die Impulse um die vielen Facetten des Themas in konstruktiven Diskussionen zu erörtern.

GDA-Vorstandsvorsitzende Anna Klaft begrüßte die 85 Teilnehmer des Events
Die maximal zugelassenen 85 Teilnehmer nahmen das Gesprächsangebot der GDA dankbar an
Auch Raum für den persönlichen Austausch und für Networking bot das GDA Event
Michael Dada (CBRE) gab einen Überblick über die wichtigsten Standorte für Datacenter in Europa
Auch Raum für den persönlichen Austausch und für Networking bot das GDA Event
Der Talk wurde moderiert von Inga Janoviç (F.A.Z.)
Auch Raum für den persönlichen Austausch und für Networking bot das GDA Event
Das Publikum engagierte sich in den Diskussionen, hier: Klaus Schindling, Bürgermeister der Stadt Hattersheim
Auch Raum für den persönlichen Austausch und für Networking bot das GDA Event
Das Gesprächsangebot der GDA wurde dankbar angenommen
Auch Raum für den persönlichen Austausch und für Networking bot das GDA Event

Spot on: Facetten nachhaltiger Digitalisierung

Equinix Deutschland-Chef Jens-Peter Feidner stellte das neueste Rechenzentrum seines Unternehmens vor, dessen erster Bauabschnitt noch am selben Tag eröffnet wurde: Wie alle Equinix-Neubauten in Frankfurt erhalte das Gebäude eine begrünte Außenfassade sowie eine Dachbepflanzung. „Jedes Bisschen hilft“: so füge sich das Gebäude harmonisch in das Stadtbild ein und leiste einen positiven Beitrag zum lokalen Mikroklima. Denn Equinix’ zentrales Anliegen sei nicht nur, seinen Kunden eine leistungsstarke IT-Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, sondern die Rechenzentren auch so effizient und klimafreundlich wie möglich zu gestalten.

Synergien durch Datacenter-Ansiedlung im urbanen Raum

Auch mit durchdachten Konzepten der Abwärmenutzung lassen sich Rechenzentren gut in den urbanen Raum integrieren und können Synergien für die Umgebung schaffen. „Rein rechnerisch ließen sich alle Frankfurter Privathaushalte und Bürogebäude bis 2030 mit der Abwärme aus Rechenzentren beheizen“, zitierte Feidner das Borderstep Institut. Hürden sehe er bei der noch fehlenden Infrastruktur bzw. dem unterschiedlichen Temperatur-Niveau.

„Je integrierter geplant wird, desto größer sind die Synergien“, betonte auch Alexander Hauser (TTSP HWP), der seine Erfahrungen aus einem Rechenzentrum-Projekt in Hanau schilderte: Mit der Stadtverwaltung sei der Bezug erneuerbarer Energien aus lokalen Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerken vereinbart. Komme es hier zu Versorgungsengpässen, werde ein festgesetzter Betrag pro kWh, der nicht aus lokalen Quellen erneuerbarer Energie bezogen werden kann, in einen Klimafond der Stadt gezahlt.

Auch Michael Dada (CBRE) machte in seinem Überblick über den europäischen Datacenter-Markt deutlich, dass grüner Strom zumeist nicht aus dem Netz verfügbar sei – stattdessen müssen Betreiber selber bemüht sein, für eine nachhaltige Energieversorgung Sorge zu tragen.

Energieeffizienter Betrieb als Wettbewerbsfaktor

Grundsätzlich sind moderne Rechenzentren höchst energieeffizient geplant. „Ein niedriger Energieverbrauch, geringe Emissionen und ein nachhaltiges Design sind ein Wettbewerbsfaktor, der nicht zu vernachlässigen ist“, bestätigte Artur Gorlovsky (Global Switch).

Ambivalente Wahrnehmung in der Gesellschaft

Dennoch: Die Wahrnehmung von Rechenzentren in der Gesellschaft sei mitunter ambivalent, sagte Paul Fay vom Energiereferat der Stadt Frankfurt: „Sie rangiert von den ‚Rettern der Nation‘ zu Zeiten der Home Office-Pflicht während des Corona-Lockdowns bis hin zu ‚Klimakillern‘ wegen des gesteigerten Strombedarfs.“

„In der öffentlichen Diskussion werden Nachhaltigkeit & Digitalisierung oftmals gegeneinander ausgespielt,“ bedauerte die Frankfurter Digitalisierung-Dezernentin Eileen O’Sullivan (Volt Europa): „Vielmehr müssen sie miteinander gedacht werden.“ Gelingen könne dies nur in der engen Zusammenarbeit aller Beteiligten aus Politik und Wirtschaft, branchenübergreifend aber auch grenzüberschreitend: Frankfurt, das F in FLAP, sei nur eine von vielen Städten in Europa, die mit einem hohen Energieverbrauch aufgrund der Ansiedlung zahlreicher Rechenzentren zu kämpfen hat. „Auch London, Amsterdam und Paris sehen sich damit konfrontiert. Hier gilt es einen europäischen Dialog anzustoßen und Erfahrungen miteinander auszutauschen.“

Ein Ende der FLAP-Märkte sei nicht zu erwarten, prognostizierte Michael Dada. Vielmehr werde es zu einer Ergänzung durch lokale Rechenzentren kommen, deren Kunden weniger auf die hohe Latenz der großen Standorte angewiesen seien.

Return on Invest durch nachhaltiges Handeln

Es ist festzustellen, dass Rechenzentren als integraler Bestandteil der digitalen Infrastruktur grundsätzlich lokal relativ emissionsarme Immobilien sind, auch in Hinblick auf den CO2-Ausstoß. Betrachtet man die Immobilie allerdings nicht isoliert, sondern den gesamten Lebenszyklus des Rechenzentrums, zeichnet sich ein anderes Bild.

Doch dass die Wiederverwertung von IT-Komponenten nicht nur in Anbetracht mangelnder Ressourcen und Rare Materials geschehen muss, sondern auch durchaus monetäre Vorteile haben kann, betonte Simon Groneberg (SIMS Lifecycle Services): Sein vorgestelltes Referenzprojekt erziele einen Return on Invest von 46% indem ausgediente IT-Hardware der Kreislaufwirtschaft zugeführt wurde.

Nachhaltigkeit im Kern verankern

Max Schulze, Vorstandsvorsitzender der Sustainable Digital Infrastructure Alliance, öffnete den Blickwinkel auf die gesamte Wertschöpfungskette Digitaler Infrastrukturen bezüglich der Notwendigkeit von Resilienz und Redundanz: „Müssen Rechenzentren überhaupt so hochverfügbar sein?“ Seiner Auffassung nach reiche es nicht aus, erst bei der Energieeffizienz der Hardware anzusetzen, sondern bereits in der Softwareentwicklung auf ein nachhaltiges Design zu setzen.

Auf die Frage, wo der grüne Strom in Deutschland künftig verlässlich herkommen soll, konnte auch beim GDA Net[t]work Talk – selbstredend – keine finale Antwort gefunden werden. „Erneuerbare Energien sind die günstigste Erzeugungsform weltweit. Wir bauchen allerdings einen deutlich schnelleren Ausbau und müssen gleichzeitig die Integration über Speicher und flexible Nachfrage vorantreiben“, betonte Claus Wattendrup (Vattenfall Solar): „Das ist die Herkulesaufgabe“.

Konsens herrschte jedenfalls bei der Frage nach dem „Wie?“:

Wir können die Energiewende – auch in Hinblick auf eine verlässliche und nachhaltige Digitalisierung – nur gemeinsam bewältigen

Erste Gespräche wurden geführt, wertvolle Kontakte geknüpft, das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen. Den Austausch zwischen der kontinuierlich wachsenden GDA-Member Community und Vertretern der Politik möchte die GDA künftig auch im Rahmen des neu initiierten Think Tanks ‚Energy / Sustainability‘ weiter intensivieren.


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